Magazin #10

»Das müßt ihr schon alleine rausfinden…«

Aufstieg aus dem Osten: Die Fotografen-Agentur Ostkreuz, zur Wendezeit gegründet, hat sich erfolgreich etabliert. Rückblick und Ausblick – auf Anfänge und Erfahrungen, politischen und ökonomischen Druck, Kollegialität und Konkurrenz

Ein Gespräch - von Rolf Nobel & Lutz Fischmann

FreeLens: Wir möchten gerne wissen, wie Ostkreuz gegründet wurde. Wie habt ihr euch gefunden – kanntet ihr euch alle schon vorher?

Ostkreuz: Wir kannten uns alle, zum Teil sehr gut und auf alle Fälle die fotografische Arbeit der anderen Gründungsmitglieder von Ostkreuz. Sechs von uns waren zu DDR-Zeiten in unterschiedlichsten Bereichen freiberuflich tätig; einer arbeitete als festangestellter Fotograf bei der Neuen Berliner Illustrierten. Der Agenturgründung ist eine Initiative von Petra Göllnitz vorausgegangen, die jetzt beim Stern Bildredakteurin ist. 1989 fing sie an, über eine Agentur nachzudenken – sie hatte die Idee, ostdeutsche Fotografie im Westen zu vermarkten, also eine reine Zweitverwertungsagentur aufzubauen. Beim ersten Gespräch waren mindestens 40 Fotografen in ihrer Wohnung. Doch dann kam ziemlich schnell die konkrete Wende in Deutschland, und außerdem gab es bei vielen Kollegen Bedenken: Wie funktioniert so etwas, was passiert mit meinen Bildern, welchen Einfluß habe ich noch auf Veröffentlichungen – man hatte ja keine Erfahrung mit Agenturen. Viele sagten dann, nein, ich mache das lieber alleine.

Am Ende waren wir immer noch sieben Leute – Sibylle Bergemann, Ute Mahler, Thomas Sandberg, Jens Rötzsch, Harf Zimmermann, Harald Hauswald und Werner Mahler. Wir haben dann beschlossen, unsere eigene Agentur zu gründen. Wir konnten alle gut miteinander, waren der Meinung, daß sich die unterschiedlichen fotografischen Handschriften gut ergänzen würden. Und wir wollten Einfluß und Kontrolle über die Verwertung unserer Arbeit haben. So haben wir Ostkreuz im Frühjahr 1990 gegründet.

Woher kommt der Name Ostkreuz? Da gibt es doch zwei Versionen…

… und es gibt zwei Erklärungen: Ostkreuz ist eine S-Bahnstation und war der damals größte Umsteigebahnhof im Osten von Berlin. Wirklich voller Verkehr und zwar katastrophal heruntergekommen, aber das Leben tobte dort. Und das andere ist natürlich die Symbolik – das Kreuz des Ostens. Wir wollten unbedingt, daß im Namen auch unsere Herkunft deutlich wird. Am Anfang dachten wir noch, das sei vielleicht ein wenig zu dick mit »Ost« und »Kreuz«, aber wir hatten damals vor, uns in Richtung Osten auszuweiten und wollten mit Fotografen aus dem ehemaligen Ostblock zusammenarbeiten.

Gab es ein Vorbild? Ihr hattet ja sehr gute Kontakte zu westdeutschen Fotografen, die schon lange in solchen Konstellationen zusammenarbeiteten.

Die Ideen, wie so was aussehen sollte, waren anfangs noch äußerst unterschiedlich. Das ging von der besagten Zweitverwertungsagentur bis hin zur Arbeitsgemeinschaft, die überhaupt keine ökonomische Bindung hatte, sondern eher als Arbeitskreis gedacht war, in dem man sich austauschen konnte. Aber rausgekommen ist dann eine sehr strenge und ökonomisch sehr genau definierte Zusammenarbeit.

Habt ihr alle Honorare in einen Pott geschmissen?

Nein, weil wir auch durch Visum und andere wußten, daß das nicht funktioniert. Und das mit dem gemeinsamen Topf – das hatten wir nun 40 Jahre lange gehabt. Ökonomisch war alles schon ziemlich klar. Wir haben von vornherein eine Exklusivität festgelegt, eine Ausschließlichkeit: Alles läuft über die Agentur, also auch Kunden, die jeder einzelne von uns mitbrachte, wurden zu Ostkreuzkunden. Das Finanzierungsmodell war sehr schnell festgelegt, da wir unsere eigenen Herren waren, alle sieben gleichberechtigt. Und so konnten wir auch die Prozente vom Umsatz und von Zweitverkäufen selbst festlegen, die wir zur Finanzierung der Agentur brauchten.

Für Außenstehende schien es so , als ob wir eine perfekte Agentur seien. Wobei wir alle nicht richtig wußten, wie das überhaupt funktioniert! Unser erstes Büro hatte 14 Quadratmeter in der vierten Etage im Hinterhaus, mit Ofenheizung, ohne Telefon. Dann haben wir uns ganz schnell für 7.000 Mark ein Funktelefon gekauft, eine dieser Riesenkisten für’s C-Netz. Die funktionierte zwar nicht immer richtig, weil die Funklöcher ziemlich groß waren, aber auf alle Fälle waren wir ständig erreichbar, und das war eine ganz wichtige Sache. Parallel dazu haben wir die erste Mitarbeiterin bei Ostkreuz eingestellt. Es war sicherlich auch gut, daß Jens Rötzsch, Sibylle Bergemann, Ute Mahler und Harald Hauswald schon einen gewissen Namen durch Veröffentlichungen in der Presse im Westen hatten, und wir waren mit guten Fotografen aus Westdeutschland befreundet. Man kannte unsere Bilder, man wußte, daß wir fotografieren können.

Und unser erster Katalog war wichtig. Wir haben mit großzügigen Sponsorengeldern recht bald ein Buch herausgebracht, im Eigenverlag, mit unserem Signet als Titel. Es war eine Best-Of-Auswahl von Arbeiten aller Mitglieder der Agentur. Wir konnten in Redaktionen und Agenturen auf diese Weise eine ungewöhnliche Visitenkarte hinterlassen und so unseren Bekanntheitsgrad vergrößern, eine Art fotografisches Leistungsspektrum präsentieren.

Als Riesenvorteil erwies sich in der ersten Phase unserer Gründungszeit die Tatsache, daß es bei den Lesern ein immenses Interesse an den politischen und ökonomischen Veränderungen im Osten gab. Jedes geschlossene Fabriktor, jeder enttarnte Stasi-Spitzel, jedes Stück eingerissene Mauer schien wichtig zu sein. Wir waren aus dem Osten, kannten uns aus und galten als Experten. Das war dann unsere eine Schiene; dabei hatten wir gehofft, endlich in der weiten Welt zu fotografieren. Trotzdem hatten wir in dieser Zeit auch richtig tolle Aufträge, die es uns ermöglichten, lange und intensiv an einem Thema zu arbeiten.

Ihr kanntet die Strukturen, wie in einem Magazin gearbeitet wird, ja nur von eurer Seite aus – und vermutlich hat der Stern da eine etwas andere Arbeitsweise als die Neue Berliner Illustrierte. War das für euch ein Problem?

Bis auf Thomas Sandberg waren wir alle freie Fotografen. Und wir haben damals für geleistete Arbeit genauso Geld bekommen wie heute. Natürlich waren die Honorare in der DDR nicht so hoch wie im Westen. Alles war festgelegt in einer Honorarordnung. Das einzige, was für uns nach der Wende wirklich kompliziert wurde, war dieses Zeitproblem, daß alles immer rasend schnell gehen mußte. Selbst wenn es ein Job war, für den man drei Wochen Zeit hatte, mußten am nächsten Tag komischerweise immer alle Vergrößerungen auf dem Tisch liegen, obwohl es dann meist noch mehrere Wochen dauerte, bis die Geschichten schließlich gedruckt wurden. Ansonsten war der Unterschied in der Arbeitsweise nicht so groß. Um noch mal auf die Verhältnisse zu DDR-Zeiten zurückzukommen: Man muß wirklich unterscheiden, für welchen Auftraggeber man gearbeitet hat. Abgesehen von stark politisch orientierten Magazinen mußten wir nicht eine bestimmte Richtung bedienen. Wir mußten uns nicht in den Stern reindenken oder in das ZEITmagazin, sondern konnten es so machen, wie wir es wollten. In Zeitungen wie dem Sonntag, Das Magazin und Sibylle gab es Freiräume für die Vorstellungen des Fotografen. Das war, im Nachhinein gesehen, doch ein ungeheurer Luxus.

Ein Westredakteur hat einmal gesagt: ‚Unser Problem mit den ostdeutschen Fotografen ist, daß sie nicht so gut funktionieren wie die Westfotografen, z. B. beim Recherchieren.‘ Wir Fotografen im Westen sind es von Anfang an gewohnt, daß man seine Geschichte immer selbst machen muß – Inhalte vorschlagen, das Organisatorische wuppen, Termine machen, Genehmigungen einholen und alles so regeln, daß der Redaktion möglichst wenig Kosten entstehen. Könnt ihr die Einschätzung des Redakteurs bestätigen?

Daß dieser Ausspruch von einem Westredakteur kommt, ist leicht nachzuvollziehen, weil viele von uns das Organisatorische nicht so drauf hatten. Bei uns wurden die Recherchen immer von den angestellten Journalisten gemacht. Wir bekamen keine Tages- oder Garantiehonorare, bezahlt wurden die abgedruckten Fotos. Der Redaktion war es eigentlich ziemlich egal, ob man vier Wochen für einen Auftrag gebraucht hat oder vier Tage; Zeit spielte keine große Rolle.

Also man hat Zeit gehabt, eigene Themen zu machen?

Damals haben wirklich viele Fotografen ihre eigenen Themen gemacht. Die wichtigen Bilder wurden selten veröffentlicht; Ausstellungen boten dafür eher eine Möglichkeit. Deswegen waren Ausstellungen für uns wichtig. Was für uns wirklich zählte, waren gute Fotos in einer Mappe zu haben und dann irgendwann eine Ausstellung zu bekommen. Heute ist kaum noch Zeit, sich Themen so intensiv zu widmen, daß dabei Fotos mit einer Qualität herauskommen, die es wert sind, sie an Wände zu hängen. Weil heute der ökonomische Druck ganz stark ist. Trotzdem ist es immer noch wichtig, neben den Auftragsarbeiten eigene Themen zu erarbeiten.

Aber richtet sich heute der Marktwert eines journalistischen Fotografen nicht ganz stark nach den Veröffentlichungen? Und würde er nicht ziemlich sinken, selbst wenn man zweimal im Jahr in einer guten Galerie eine Ausstellung macht, weil die einfach nur einen ganz begrenzten Teil des Publikums erreichen und längst nicht den Multiplikationswert haben, als wenn etwas im Stern oder in Geo abgedruckt ist?

Ausstellungen haben einfach nicht mehr diese Bedeutung; damals in der DDR waren sie ein Ersatzmedium. Es gab einen ganz anderen Zuspruch, ein viel größeres Interesse – da kamen zu einer Eröffnung problemlos 700 Leute. Wenn heute siebzig kommen, sind das schon viele. Die Qualität der Fotos war nicht unbedingt in den Veröffentlichungen zu erkennen. Viel mehr Wert legten wir auf die Präsentation in Galerien. Und die DDR war natürlich klein. Die Fotografen kannten sich alle, und zwar nicht nur persönlich, sondern auch ihre Arbeiten. Man wußte im Grunde genommen genau, was jeder machte. Und wenn dann irgendwo eine Ausstellung war, kamen nicht nur die Fotografenkollegen, sondern auch die wichtigen Leute und sahen sich die Bilder an.

Heute wird der Marktwert eines journalistischen Fotografen ganz stark nach seinen Veröffentlichungen bestimmt und der Zeitschriftenmarkt ist um ein Vielfaches größer als zu DDR-Zeiten. Doch selten wird eine Geschichte so gedruckt, wie der Fotograf es sich vorstellt.

Waren die Solidarität und das Nebeneinander der Fotografen enger als jetzt?

Kollegialer war es damals schon, aber es ging ja eigentlich auch um nichts. Geld spielte bei uns damals nicht die gleiche Rolle wie heute. Also, eine gewisse Konkurrenz war wohl da – weil es immer so zwei, drei Galerien gab, die angesagt waren. Und da hatte man schon den Ehrgeiz, auch dort ausstellen zu wollen.

Wenn ihr sagt, früher ging es um nichts, worum geht es denn heute, wenn Fotografen sich gegenseitig ihre Mappen zeigen, über ihre Geschichten und ihre Projekte reden?

Es ging uns einfach um Neugier auf Bilder, sich ins Verhältnis zu setzen zu den Arbeiten anderer Kollegen, Inspirationen zu bekommen und sich auszutauschen. Heute ist es alles Geschäft, wenn Mappen gezeigt oder eben nicht gezeigt werden. Weil man sich überlegt, wem kann man etwas zeigen, wem zeigt man lieber nichts, oder wo zeigt man was. Da geht es doch irgendwie nur ums Verkaufen!

Natürlich gibt es auch Kollegen, bei denen man sich freut, wenn man von ihnen Geschichten sieht, eine Ausstellung oder mit ihnen reden kann. Es gibt noch immer dieses starke Bedürfnis, sich auszutauschen und nicht nur Einzelkämpfer zu sein, das ist ganz klar. Aber diese Gelegenheiten sind selten. Früher haben wir tolle Gespräche gehabt. Es gab dieses französische Kulturzentrum und das war eigentlich die einzige westliche Stelle, wo immer Ausstellungen stattfanden. Wo Koudelka ausstellte, Cartier-Bresson und andere. Und normalerweise war bei einer Ausstellungseröffnung der Fotograf anwesend. Meist haben wir uns noch mit diesen Fotografen irgendwo zusammengesetzt. Oft in einer Wohnung, weil man das öffentlich nicht machen konnte. Da kamen dann immer viele Fotografen zusammen und diskutierten. Und in diesen sehr anregenden Gesprächen ging es richtig zur Sache. Koudelka zum Beispiel hat dann selber Fotos gezeigt.

Viele der großen Fotografen waren da – Newton, Cartier-Bresson, Robert Frank und wie sie alle heißen. Wir haben da wirklich bis nachts um drei, vier Uhr gesessen, und es war immer so, daß mindestens fünf, sechs Fotografen ihre Bilder dabei hatten. Hatten ihre Mappen einfach unter’n Arm geklemmt und sich gesagt, Mensch, heut’ abend ist Ausstellungseröffnung, da ist der berühmte Soundso, den schätze ich sehr. Vielleicht hab’ ich die Chance, ihm meine Fotos zu zeigen. Das waren dann immer sehr offene und tolle Gespräche.

Jetzt bei Ostkreuz sind wir 13 Fotografen. Wir sehen uns regelmäßig, hören die Geschichten, die jeder erzählt, wenn er vom Job zurück kommt, sehen seine Bilder und wissen von den Erfolgen und Problemen, die jeder hat. Da ist das Bedürfnis, sich darüber hinaus mit anderen auszutauschen, nicht mehr ganz so groß.

Ihr seid in völlig anderen Verhältnissen groß geworden, wo das Miteinander und der Austausch ganz, ganz stark war. Wenn das heute nicht mehr so ist, ist das ja nicht nur ein Zeitproblem. Warum macht ihr es heute nicht zumindest mit den gleichen Leuten weiter, die damals eure fotografischen Freunde waren?

Die Bindung der Leute aneinander ist heute nicht mehr so stark wie damals. Aber es ist falsch, das so idealistisch zu betrachten. Die DDR war ja eine Nischengesellschaft, und »Nischen« ist der Ausdruck für »Ersatzorte«. Eine dieser Nischen waren Ausstellungseröffnungen. Ein Gründungsgedanke von Ostkreuz aber war ja, so eine Gruppe zu erhalten, die sich weiterhin mit Fotografie auseinandersetzt und in der man sich ohne große Organisation und große Probleme und mit einer gewissen Anerkennung weiterhin gegenseitig Bilder zeigen kann, weil man die Kollegen schätzt, mit denen man sich da zusammengetan hat.

Wenn man von einer Reise wiederkommt, hat es den Vorteil, daß immer jemand da ist, der mit einem über die Bilder schaut. Man selbst ist ja noch ganz voll von den Eindrücken der Reise. Aber natürlich macht das Herzklopfen, wenn man die Fotos präsentiert. Und der Kollege sagt dann seine Meinung, kritisiert durchaus, aber vermittelt dir auch: Das ist okay, was du gemacht hast.

Dann machen wir nach wie vor Bücher zusammen. Wir arbeiten gerade an dem vierten Buch, das ausschließlich von Ostkreuz stammt. Außerdem haben wir vier, fünf verschiedene Ausstellungen zusammen gemacht. Und gemeinsame Präsentationen, die wir z.B. zu dem bedeutenden Fotofestival nach Perpignan mitnehmen. Das ist immer noch eine sehr intensive Arbeit und eine sehr wichtige – weil man dazu kommt, die Arbeiten aus der letzten Zeit zu überprüfen; man sieht Schwachstellen und redet drüber.

Und es findet alles hier im Büro statt. Das ist zwar nur eine kleine Gruppe, die so etwas macht, aber die muß von allen die Zuarbeit haben. Die ganze Gruppendynamik ist dabei genauso eigenwillig wie überall, aber es ist wenigstens alles hier zentriert. Und wenn heute jemand wissen will, wie unser neues Buch aussieht, auch wenn er nicht so stark dran beteiligt ist, kann er nebenan reingehen, wo die ganzen Bilder gerade auf dem Boden liegen und die Redaktion hockt, und dann kann man darüber diskutieren. Auf dem Gebiet findet also noch immer eine sehr starke Auseinandersetzung mit Fotografie statt.

Noch mal zurück zur Wendezeit: Wie war das mit den Geschäften? Gewiß sind Honorarsätze und Verrechnungsmethoden bei euch völlig anders gewesen. Welche Erfahrungen habt ihr nach der Wende gemacht, wie war das mit dem geschäftlichen Umgang?

Es gab Kontakte mit Agenturen in Hamburg. Die haben uns z.B. geholfen, unsere Logistik aufzubauen. Mit unseren Erfahrungen einer einheitlichen Honorarordnung sind wir schon ins Schleudern gekommen, als wir unseren Wert mit Preisforderungen festlegen mußten. Das war uns ziemlich fremd. Das Problem betraf nicht den Zeitschriftenmarkt, weil es dort meist feste Tagessätze gibt. Und die haben nicht gesagt, ‚Das ist zwar der Tagessatz, aber ihr Ostleute macht das jetzt für 300 Mark.‘ Da gab’s wenig Probleme. Aber in Bereichen wie Werbung oder Mode braucht man schon Erfahrung, um Verhandlungen zu führen. Und diese Erfahrungen haben wir weitgehend allein machen müssen.

Habt ihr das Knowhow bei den Kollegen abgefragt, z.B. daß es üblich ist, Bilder mit einem Lieferschein zu verschicken, oder welche Materialpauschalen man nimmt?

Es war manchmal schon schwierig, bestimmte Dinge rauszukriegen. Gar nicht so sehr, was das Journalistische betraf, aber bei allen Dingen, wo es um Geld ging – die haben uns am Anfang doch sehr viel Nerven und Zeit gekostet. Auf ensprechende Fragen haben wir von Kollegen oft die Antwort gehört: ‚Das müßt ihr schon alleine rausfinden, dazu können wir euch nichts sagen.‘ Eine große Hilfe war damals Margot Klingsporn, die Geschäftsführerin der Agentur Focus, zu der wir immer noch einen sehr guten Kontakt haben. Aber es gab auch Freundschaften mit westdeutschen Fotografen und die haben uns natürlich geholfen und Tips gegeben.

Habt ihr euch den westlichen Fotografen gegenüber als Konkurrenten gesehen oder mehr als Kollegen?

Die haben uns zum Teil als Konkurrenten gesehen, weil da auf einmal soviel Fotografen aus dem Osten auf den Markt gekommen sind. Wir wußten schon, daß der Markt aufgeteilt und von guten Fotografen besetzt war. Und die Magazine aus dem Osten, die die Wende überlebt hatten, sind dann auch bald bis auf ganz wenige Ausnahmen verschwunden. Damit verloren wir fast alle unsere alten Auftraggeber. Selbstverständlich mußte man uns deshalb als Konkurrenten sehen, und wir haben das auch so empfunden.

Aber es gab auch positive Beispiele unter Fotografen, wo ihr das Gefühl hattet, da ist kein eigenes Interesse, sondern richtige Hilfsbereitschaft?

Doch, bei den Fotografen, zu denen wir eine freundschaftliche Ebene hatten, gab es keine Probleme. Rudi Meisel war oft da, der war sehr kollegial. Dann kannten wir die ganzen Stern-Fotografen recht gut, die hier über die Jahre hinweg akkreditiert waren, wie Thomas Hoepker, Harald Schmidt und Jürgen Müller-Schneck; von denen gab’s auch Unterstützung.

Wie lange habt ihr gebraucht, bis ihr so einigermaßen im Bilde wart, was zumindest auf geschäftlicher Ebene abläuft?

Nun, es ist ja nicht in einem dunklen Raum eine Tür aufgemacht worden, und dann kam das Licht, sondern wir wußten doch einigermaßen Bescheid, wie der Laden läuft, wie eure Gesellschaft strukturiert ist und der Beruf bei euch funktioniert. Die Details aber waren uns nicht bekannt, und es hat wohl schon zwei bis drei Jahre gedauert. Doch dann waren wir ziemlich perfekt. Da lief das dann alles, wie es laufen sollte.

Kamen die Aufträge pauschal zu Ostkreuz, oder hat man sich Fotografen rausgepickt?

Wir haben uns immer als Autorenfotografen verstanden, und deswegen lautet unser Name auch Ostkreuz, Agentur der Fotografen und nicht Agentur Ostkreuz. Es ist heute so, daß 90 Prozent der Aufträge explizit an A, B oder C gehen; Ausnahmen sind ganz selten. Die Bildredakteure kennen uns, wir kennen sie und man ist per Du mit denen. So ein Auftragsverhältnis ist ja in der Fotografie oft ein sehr persönliches. Aber da wollten wir ja auch hin, daß die Auftraggeber nur den oder die anfordern, weil sie auch dessen oder deren spezielle Art von Fotografie haben wollen. Zumindest bei den großen und engagierten Magazinen und Supplements sollte man ein solches Interesse eigentlich voraussetzen.

Trifft eigentlich das Profil, das ihr am Anfang hattet, immer noch zu – eine große Kompetenz in Sachen Osten zu haben? Den Osten im klassischen Sinne gibt es ja nicht mehr. Oder ist euer Profil jetzt die Autorenschaft, für die ihr als Fotografen einsteht – eine ganz bestimmte Handschrift, die jeder einzelne von euch hat?

Das hatte sich nach zwei, drei Jahren eingepegelt, dann kamen auch andere Jobs im Ausland dazu. Der Bereich »Osten« ist schon noch da, hat sich aber eingespielt und ist die letzten fünf Jahre auf einem Level geblieben. Das hat auch mit der Tendenz in den Bildredaktionen zu tun, immer mehr die Fotografen vor Ort zu buchen. Kompetenz haben wir da schon, vor allen Dingen natürlich auch Kontakte. Das macht manchmal viel aus, noch immer. Wir sind im Osten relativ bekannt. Wenn man da irgendwo zu irgendwelchen Leuten hinkommt, Politikern etwa, dann öffnen sich sofort die Türen. Viele Aufträge werden gerade deshalb bei Ostkreuz gebucht. Und was das Archiv betrifft, haben wir ziemlich intensiv nachvollzogen, was bei uns verkauft wird und was nicht. Zu 90 Prozent ist es Berlin und Deutschland.

Wie hat sich denn eure Fotografie verändert?

Das ist die Frage, die seit zehn Jahren kommt – daß gedacht wird, wir würden uns durch diese Maueröffnung auch in der Fotografie verändern. Mit den Aufträgen ist das klar, da muß man eine bestimmte Sache bedienen, und da haben sich die Inhalte und die fotografischen Ausdrucksmöglichkeiten verändert und vergrößert. Aber in den Handschriften hat sich – wenn man mal uns vier hier anguckt – überhaupt nichts verändert, denn wir sind keine neuen Menschen geworden, die eine neue Sprache sprechen. Also abgesehen von einer Wandlung, die man aus Alters- oder Erfahrungsgründen sowieso macht. Die Haltung ist die gleiche.

Was ist unter Haltung zu verstehen – ist das fairer Umgang mit den Porträtierten, oder was ist das?

Es ist der Versuch, eine starke Nähe aufzubauen, ohne die Grenze zu überschreiten. Jeder Fotograf setzt diese Grenze anders; das ist eine moralische Komponente, die ist aber sehr wichtig. Wir sind Voyeure und benutzen auch die Menschen. Deshalb sollte man so fair wie möglich sein und den anderen, der porträtiert wird, nicht bloßstellen. Man hat gegenüber den Leuten, die man fotografiert, eine Verantwortung, obwohl einem nicht jeder sympathisch ist.

Das ist natürlich ein Problem, wenn man den größten Teil seiner Zeit an Geschichten arbeitet, zu denen man selbst relativ wenig Bezug hat. Ihr habt vorhin erzählt, daß von den Fotos, die ihr damals gemacht habt, viele aus eigenem Antrieb entstanden sind. Da kann man natürlich viel mehr dahinterstehen, als wenn der Stern sagt, ‚Nun mach für uns mal diese und jene Geschichte‘, weil sie die gerade hipp finden.

Die wichtigen Arbeiten aus DDR-Zeiten waren zumeist freie Arbeiten, keine Auftragsarbeiten. Oder man hatte das Glück, daß es sich gedeckt hat – die Themen, die man fotografieren wollte, mit den Themen, die man fotografieren sollte.

Und heute – das haben wir ganz schnell gemerkt – hat man nicht mehr die Zeit, um ganz intensiv eine Geschichte zu fotografieren, die einen so brennend interessiert, daß man sie machen muß. Doch heute hat man – das ist der große Unterschied zu Ostzeiten, als alle persönlich wichtigen Fotos aus dem privaten Bereich in der DDR stammten – Zugang zu gesellschaftlichen Bereichen, die man früher nicht fotografieren konnte. Die Chance, in diesen neuen Bereichen zu fotografieren, ist eine Herausforderung.

Habt ihr dafür mal ein Beispiel?

Ute etwa hat mal eine Knast-Reportage gemacht, in einem Abschiebeknast in Neuss, einer Frauen-Abschiebe. Zu Ostzeiten hätte man nie die Chance gehabt, in einem Gefängnis zu fotografieren oder bei der Armee oder in bestimmten Betrieben. Sie war zehn Tage in diesem Knast, war von früh bis spät den Schicksalen der Frauen ausgesetzt. Die Themen haben sich sehr, sehr erweitert. Das ist überhaupt einer der positivsten Aspekte der Wende – sie bedeutete die Chance, mal was zu machen, was man bisher noch nicht gemacht hatte, z.B. andere Länder kennenzulernen, oder auch neue Themen. Und das war etwas sehr Spannendes, sehr Interessantes. Und sei es so eine simple Erfahrung, daß man zusammen mit 30, 40 Fotografen hinter einem Politiker her rennt; das haben wir ja zu Ostzeiten nie so gemacht.

Ihr habt damals unter relativ repressiven Bedingungen arbeiten müssen, gerade was Publikationen betrifft. Ist das alles so viel besser geworden im freien Westen?

Also, das Merkwürdige ist: Damals sind manchmal Fotos veröffentlicht worden, wo es hinterher großen Ärger gab – aber eben hinterher; sie waren gedruckt, und das Heft war draußen. Heute ist es oft so, daß sie gar nicht erst gedruckt werden, aus welchen Gründen auch immer. Selten passiert das wohl aus Qualitätsgründen, sondern meistens, weil das Thema in der Realität doch anders ist, als es in der Redaktionskonferenz dargestellt wurde. Die Frauenknast-Geschichte z.B. ist nicht im Stern veröffentlicht worden, weil sie wohl zu wenig spektakulär war – nicht von der Fotografie her, sondern hinsichtlich der Frauen, die da saßen. Das waren zu 90 Prozent Frauen aus Osteuropa, die aus ökonomischen Gründen versucht hatten, hier ein besseres Leben zu finden. Es war einfach zu wenig Qual, zu wenig Todesgefahr, und insofern war die Geschichte dann uninteressant.

Also ist der Fotograf nicht mehr der Autor, der losgeht und sich ein Bild von der Welt macht, sondern er hat im Grunde die Klischees derjenigen zu bedienen, die an Schreibtischen die Geschichten kreieren?

Richtig. Deshalb ist es schon ideal, wenn Schreiber und Fotograf eine Geschichte zusammen machen, einen Ort und die Leute gemeinsam besuchen, kennenlernen und das gleiche erleben. Wenn man ein Klischee klar als solches erkennt, sollte man es lassen.

Bei euch durfte früher ja ganz oft gesellschaftliche Realität – also die Wirklichkeit – gar nicht so stattfinden. Habt ihr das Gefühl, daß in den Printmedien im jetzigen Deutschland Wirklichkeit stattfindet?

Es findet ganz selten meine Wirklichkeit statt, die ich wahrnehme. Aber es ist vielleicht ein bißchen vermessen zu sagen, daß das nicht Wirklichkeit sei. Es ist sicherlich die Wirklichkeit der Blätter. Die machen die Themen, die sie für richtig und interessant halten und die sie verkaufen zu können glauben.

Orientiert sich das an dem, was in der Gesellschaft wirklich los ist, oder an einem konstruierten vermeintlichen Bedürfnis der Leser? Wir haben zum Beispiel eine hohe Arbeitslosigkeit, aber in der Magazinlandschaft sieht man nur erfolgreiche, nette, positive Menschen…

Da findet eine echte Auseinandersetzung mit der Realität nicht statt, oder es gibt »Realität« nur in Rumänien oder in Rußland, jedenfalls woanders. Und das aber auch nur mit sensationellen Bildern – der Alltag findet also auch in Rumänien-Berichten nicht wirklich statt, sondern da zeigt man die Mafia oder die Jugendlichen, die angeblich abends jemanden mit ‘nem Messer die Kehle durchschneiden für ein paar Dollar.

Die deutsche Normalität findet eigentlich nicht statt. Egal, welchen Bereich man nimmt, auch im Sport: Es wird nur noch über Highlights berichtet. Das findest du aber in allen Bereichen. Guck dir z.B. ‘ne Beilage über Reisen an. Da wird berichtet, daß man irgendwo auf die höchsten Berge steigen oder irgendwo tiefseetauchen kann. Oder daß es am Ende der Welt eine Insel gibt, auf der man wirklich alleine sein kann… Aber das ist für viele nicht die Realität.

Ist das unterm Strich nicht das gleiche wie in der Neuen Berliner Illustrierten? Vielleicht auf einem anderen Niveau…

Heute gibt es Möglichkeiten, sich allseitig zu informieren, man muß diese Scheinwelt nicht annehmen. Die Verlage müssen ihre Produkte über ihre Inhalte und die Verpackung verkaufen; die NBI aber wurde sowieso verkauft, egal, was drinstand. Es gab ja kaum Illustrierte bei uns.

Habt ihr euch damit abgefunden, oder seid ihr jetzt frustriert? Habt ihr nach der Wende andere Dinge erwartet und gedacht: ‚Während bei uns in den Medien die Realität tabuisiert wurde, können wir jetzt richtig in die Vollen gehen’?

Etwas von dieser Naivität war schon da. Mancher dachte damals, ‚Jetzt geht’s richtig los’ – und dann mußten wir irgendwann feststellen, daß die Welt, so wie sie dich interessiert, nicht die wirklich wichtigen Medien interessiert. Da hast du dann die Chance, sie trotzdem für dich selbst zu fotografieren, sozusagen im alten Stil. Aber das muß man sich auch leisten können, zeitlich und finanziell.

Inwieweit versucht ihr, selbst Einfluß darauf zu nehmen, was ihr für Geschichten macht? Bietet ihr den Redaktionen oft Themen an?

Einige Kollegen von uns schlagen eigene Themen vor, und von dreien kommt dann eines durch. Andere Kollegen produzieren gleich komplette Geschichten frei. Das ist ganz verschieden.

Ostkreuz hat sich ja in der Zwischenzeit erweitert. War die Entscheidung, auch westliche Fotografen in eure Agentur zu nehmen, eine bewußte oder eine zufällige, weil ihr sie als Menschen sympathisch fandet? Oder war das eine Reaktion darauf, daß der Boom, dieses totale Interesse der Leute am Osten, bereits abebbte?

Es war eher Zufall und keine bewußte Entscheidung, daß die jungen Fotografen, die wir danach aufgenommen haben, alle aus dem Westen kamen. Es haben sich ja wirklich viele bei uns beworben; die Qualität war ausschlaggebend.

Wir haben uns lange sehr, sehr schwer getan, überhaupt weitere Fotografen aufzunehmen. Wir hatten immer diesen Slogan ,Wir sind klein, aber fein’. Und außerdem: Die sieben, die sollten zusammenbleiben, die haben das ganz gut in den Griff gekriegt. Aber nach fünf oder sechs Jahren war uns klar, daß junge Leute eine Bereicherung sein würden. Wir hätten zwar auch nichts dagegen gehabt, jemanden sehr Erfahrenes zu nehmen. Aber die kamen nicht, die waren ja schon in anderen Agenturen untergekommen.

Gibt es mit euren westdeutschen Kollegen bei Ostkreuz manchmal Irritationen – man redet vermeintlich über dieselbe Sache und ist doch in einem anderen Denkmodus? Denkt ihr fotografisch überhaupt ähnlich?

Wir haben alle eine ähnliche Grundhaltung. Und die jungen Fotografen, die sich bei uns vorstellen, kommen vermutlich hierher, weil sie von uns etwas bestimmtes erwarten. Was das jetzt genau für eine Erwartung ist – ob das ein bißchen mit Familie zu tun hat oder damit, daß es hier nicht ganz so kommerziell zugeht? Dabei haben wir auf eine andere Art wieder ganz strenge Gesetze hier. Aber wenn man die jungen Fotografen fragt, ,Warum kommste denn hierher?‘, sagen die meistens, ,Na ja, ich war schon bei dieser und jener Agentur‘. Da ist immer das Gefühl, die suchen eigentlich einen Laden, der nicht so kommerziell ist wie andere. Vielleicht erwecken wir den Eindruck, daß sich hier eine Haltung zur Fotografie erhalten hat, die es in anderen Agenturen nicht mehr so häufig gibt, diese Wärme und Kollegialität und so was. Und es ist bestimmt einiges davon wahr, und anderes ist wieder überhaupt nicht wahr.

Ist der Wachstumsprozeß von Ostkreuz abgeschlossen?

Wir sind jetzt 13 Leute, und sehr viel größer kann Ostkreuz nicht werden, sonst würden sich die Strukturen zu stark verändern.

Nun herrscht ja gerade in Berlin und auch in Hamburg oder München ein Agenturensterben; es finden immer mehr Konzentrationprozesse statt – entweder ich werde ganz klein, oder ich werde ganz groß, auch weil die Zeitschriften heute nicht mehr von 17 Agenturen die Bilder anfordern, sondern vielleicht nur noch von einer. Wer das nicht mehr leisten kann, fällt irgendwann unter den Tisch.

Also, daß dieser Druck da ist, sehen wir auch. Wir sind im Moment noch unentschlossen, was wir machen. Auf alle Fälle wissen wir, daß wir in Richtung Zweitverwertung einen Schritt weiter gehen müssen, als wir das bisher tun. In diesem Geschäftsbereich gibt es bei uns noch Möglichkeiten und Reserven. Der immer globaler werdende Markt für journalistische Fotografie wird auch in unserer Agentur wichtiger. Wir arbeiten viel für Auftraggeber in den USA, England, Frankreich, und haben auch unsere erste Partneragentur. Es gibt Ideen, uns mit kleineren Agenturen auf Basis der Zweitverwertung zusammenzutun. Wir vertreten ja bereits mehr als fünfzehn Archivfotografen.

Und wie läuft es im Geschäftsleben?

Ostkreuz funktioniert wirklich gut, aber könnte noch weit besser funktionieren. Wir sind immer noch viel zu passiv in der Zweitverwertung, aber auch hinsichtlich der Akquise. Das können wir auch alle nicht; die jungen Leute beherrschen das in der Regel viel besser. Aber es kann nicht sein, daß ein, zwei Fotografen das immer so nebenbei machen – das funktioniert nicht. Es muß jemand sein, der das ausschließlich macht.

Und wenn ihr akquiriert, sind die Türen immer noch so offen wie vor zehn Jahren?

Wieder offen, könnte man sagen. Weil Ostkreuz auch in der Zeitschriftenlandschaft den Ruf einer gewissen Qualität hat. Obwohl wir dort auch ganz schön blöde Erfahrungen gemacht haben, aber das ist normal. Manche können eben verkaufen, und manche nicht.

Schwierig ist es für junge Kollegen, die erst mal überhaupt einen Job kriegen müssen. Die mit ihren Mappen durch die Redaktionen gehen und ihre meist unveröffentlichten Arbeiten zeigen – denen wird dann gesagt: ,Phantastisch’ usw., und vielleicht finden die Bildredakteure das auch wirklich gut, aber geben ihnen trotzdem keine Aufträge. Aus Angst, das ihnen für einen Job die nötige Erfahrung fehlt. Da hilft natürlich eine Agentur im Hintergrund, von der sie dann denken, ,Die werden schon dafür sorgen, daß der Fotograf das rechtzeitig und gut abgibt’.

Wenn wir jetzt junge Kollegen aufnehmen, übernehmen wir ganz viel Verantwortung für die. Wir können jemanden ja nicht nur nehmen, weil der wunderschöne Bilder macht; der muß ja auch gebraucht werden und sein Geld machen können.

Wenn man mal nach den Veröffentlichungen geht, hat Ostkreuz eine recht angesehene Stellung…

Das hat viel Kraft und Zeit gekostet, nicht nur beim Fotografieren. Von den Realitäten auf dem Markt ist man hin und wieder schon ein bißchen desillusioniert, aber trotzdem will man ja auch weiter kommen. Es ist nicht nur eine Frage der Kraft und der Lust. Wir haben als Ostkreuz wirklich viel Glück gehabt; das gehört auch dazu.

Es gibt viele sehr begabte Fotografen, auch in Deutschland, aber die müssen schließlich erst einmal die Chance bekommen, das zeigen zu können. Und wenn du diese nicht kriegst, dann nützt dir dein ganzes Können nichts. Und wir hatten solche Chancen.

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Mit Sibylle Bergemann, Werner Mahler, Ute Mahler und Harald Hauswald von Ostkreuz sprachen Rolf Nobel und Lutz Fischmann von FreeLens