Magazin #19

Digitale Fotoboxen

Wohin mit den Bildern? Diese Frage stellt sich Digitalfotografen um so drängender, je länger ein Job dauert. Wechselspeicher-Karten sind eine teure Lösung, und in der Fototasche ist der Laptop fehl am Platz. Doch es gibt Alternativen.

Text – Horst Gottfried

Image Tank, Gigastoxx, PicturePad – so lauten einige der Zauberwörter, die professionellen und privaten Digitalfotografen die Lösung für die Speicherprobleme unterwegs bringen. Dahinter verbergen sich mobile Bilderspeicher von der Größe eines dickeren Taschenbuchs und etwa 300 Gramm Gewicht. Ihre wichtigsten Elemente sind eine 2,5”-Computer-Festplatte samt Lesegerät für die Wechselspeicherkarten aus der Kamera. Die Energieversorgung erfolgt über Netzgerät oder Akku. Inzwischen sind ein rundes Dutzend derartiger Geräte zu Preisen ab 300 bis über 600 Euro erhältlich, je nach Kapazität der Festplatten und den mehr oder weniger umfangreichen Zusatzfunktionen.

RETTER IM BUSCH

Ein preisgünstiges und ein Top-Gerät mussten auf einer dreiwöchigen Südafrika-Reise ihre Tauglichkeit beweisen. Das Giga2 7-in-1 von Jobo zum Einstiegspreis von gut 300 Euro ist mit selbst auswechselbarer 40-GB-Festplatte und Kartenschlitzen für Smart-Media-, Compact-Flash Typ I-, II-Karten und Microdrive sowie MM/SD-Karten und Sony Memory-Stick universell ausgestattet. Die neuen xD-Cards von Olympus und Fuji lassen sich über einen entsprechenden Compact-Flash-Adapter ebenfalls auslesen. Symbole der genutzten Speicherkarten erscheinen in einem LC-Display, das auch per laufenden Pfeilen die erfolgreiche Datenübertragung anzeigt. Diese startet auf Knopfdruck. Anders als das Vorgängermodell Gigastoxx, das nur mit einem universell einsetzbaren Steckernetzteil für 110 – 240 Volt geliefert wurde, hat das Giga2 einen auswechselbaren LithIon-Akku. So können die Fotos auch gespeichert werden, wenn weit und breit keine Steckdose zu finden ist.

Leider entfällt damit der Zusatznutzen des separaten Gigastoxx-Akku, der mit auf Reisen war: Der kann zur Not Digitalkameras mit Strom versorgen. Das ist eine echte Hilfe, speziell in einem Land wie Südafrika, wo es NiMH-Akkus und geeignete Ladegeräte nicht an jeder Ecke zu kaufen gibt. Das zeigte sich, als ich nach 400 Kilometern Tagesreise feststellen musste, dass die Kamera-Akkus samt Ladegerät noch an der Steckdose auf der Farm hingen, wo ich sie am Vorabend zum Aufladen eingestöpselt hatte. Voraussetzung für die Notstromversorgung: Die Kamera muss mit 5 Volt Betriebsspannung klarkommen und eine Buchse für ein externes Netzteil haben. Wer noch einen alten Gigastoxx samt Akku als Schnäppchen angeboten findet, kann also ruhig zuschlagen.

Mehr Komfort und Sicherheit bietet das eFilm PicturePAD von Delkin, in Deutschland für 550 Euro vom Hapa-Team vertrieben. Es umfasst eine 20-GB-Festplatte, einen 4,5-cm-LCD-Farbmonitor und einen integrierten, aber auswechselbaren 1450-mAh-Lithium-Akku. Der reicht für das Entladen von rund 30 Speicherkarten à 64 MB. Ein Zweit-Akku erhöht entsprechend die Netzunabhängigkeit. Ein praktisch baugleiches Gerät zum PicturePad wird auch als Nixvue Vista von Jobo angeboten und ist meist ein paar Euro teurer.

SPONTANER TEST PER AUGENSCHEIN

Ein Monitor wie beim PicturePad beruhigt ungemein, denn damit lässt sich kontrollieren, ob die Bildübertragung wirklich geklappt hat. Bei diesem Gerät kann man die erfolgreiche Speicherung nicht nur sofort kontrollieren, sondern dank eines Videoausgangs die Bildausbeute des Tages einzeln oder in einer Übersicht im Thumbnail-Modus auch abends auf dem Fernsehgerät im Hotelzimmer angucken. Genauso lassen sich die Fotos in einer entsprechend ausgestatteten Redaktion per Beamer präsentieren.

Auch von der Kamera gespeicherte EXIF-Informationen zum Bild können beim PicturePad abgerufen werden. Das mit der serienmäßigen IR-Fernbedienung mögliche Zoomen, Drehen, Ordnen und Löschen von Bildern oder das Abspeichern einer Bildauswahl als Dia-Show gehört im professionellen Einsatz eher zu den Sekundärtugenden. Neuerdings kann das PicturePad auch mit RAW-Dateien umgehen.

Das PicturePAD ist von Hause aus nur mit einem Compact-Flash-Kartenschlitz ausgestattet; alle anderen Karten lassen sich über einen entsprechenden Universal-Adapter auslesen. Über einen Zubehöranschluss können mit einem optionalen Drucker-Modul für Epson- und HP-Printer Bilder auch ohne PC direkt aus dem PicturePad-Speicher gedruckt werden.

Über USB mit dem Computer verbunden, erscheinen Giga2 und PicturePAD mit einem Symbol wie externe Festplatten auf dem PC- oder Mac-Monitor. So lassen sie sich auch als Transport- und Back-Up-Medium für Texte, Tabellen, Präsentationen und andere Daten nutzen.

MULTIPLE TALENTE

Welche Kapazität der externe Speicher in der Praxis hat, ist leicht auszurechnen. Die Größe der Festplatte (1 GB = 1.000 MB) geteilt durch die Dateigröße des bevorzugten Bildformates ergibt die Zahl der speicherbaren Bilder. Bei 3 MB großen Bilddateien passen rund 10.000 Aufnahmen auf eine 30-GB-Platte. Und Profis können darauf immerhin 3.000 RAW-Dateien à 10 MB unterbringen.

Neben den beiden selbst ausprobierten und für gut befundenen mobilen Bilder-Tresoren finden sich immer mehr ähnliche Geräte anderer Hersteller auf dem Markt. So ist etwa der Image Tank als Modell G2 mit schnellerer USB-2.0-Schnittstelle und 30-GB-Platte für rund 400 Euro erhältlich. Wer auf der Reise seine MP3-Files hören will, findet in der Archos Jukebox Multimedia für gut 400 Euro einen MP3-Player mit Farbdisplay, 10-GB-Festplatte und Erweiterungsslot für Zubehörmodule. Mit einem Kartenmodul für rund 35 Euro können CompactFlash- oder SmartMedia-Karten ausgelesen werden. Ein Videoausgang erlaubt wie beim PicturePad die Bildbetrachtung direkt vom Speicher am TV-Monitor.

Die von MediaSolutions vertriebene Deltron Cinema Disc hat ihren Schwerpunkt auf der Wiedergabe gespeicherter MPEG-1, -2, VCD-, SVCD- und DAT-Videos von der 20 GB-Platte, die aber auch JPEG- und MP3-Files speichern und wiedergeben kann.

Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, die Digitalfotos schon unterwegs auf CD zu speichern – etwa mit dem Typhoon Flash 2CD von Anubis oder dem Mobile Data Safe von Hama für rund 250 Euro. Diese Geräte sind Kombinationen aus mobilem Multi-Kartenleser und CD-Brenner. Auf Knopfdruck brennen sie die Inhalte der Speicherkarten ohne Zwischenspeichern auf CD-R/RW-Medien. Die Speicherkarten können danach gleich wieder vollgeknipst werden.

Ganz neu ist der DataSafe II von Hama, der für gut 100 Euro mehr mit LithIon-Akkus geliefert wird und auch DVDs abspielen kann – eine Alternative für alle, deren Notebook noch kein DVD-Laufwerk hat.

Rat im Netz
www.delkin.de
www.hapa-team.de
www.jobo.com
www.mediasolutions.ch
www.alles-foto.de
www.technikdirekt.de

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Horst Gottfried
Fototechniker, seit über 20 Jahren freiberuflich als Fachjournalist mit Schwerpunkt Servicethemen und Verbraucherberatung rund ums Bildermachen tätig. Lebt in Hamburg.