Magazin #14

Menschen-Bilder

Text – Markus Weckesser

Viel Ruhe. Ungewöhnlich viel Ruhe strahlen die ethnographischen Bilder von Peter Lavery aus, der mit Werbe- und Dokumentaraufnahmen für Zeitungen wie The Times, Telegraph und Observer bekannt wurde. Beinahe scheint es, als würden die feinen schwarzweißen Fotografien des Briten aus einer anderen Zeit stammen. Denn sie buhlen nicht mit schrillen Effekten um die Aufmerksamkeit des Betrachters. Auch wird die Zurschaustellung exotischer Aspekte vermieden. Laverys detailgenaue Bilder konzentrieren sich ganz auf den einzelnen Menschen. Es sind Porträts und keine reinen Dokumentationen.

Als Hintergrund dient lediglich ein großes schwarzes Tuch. Nichts soll ablenken. So wird ein neutraler Ort geschaffen, der den Modellen Möglichkeit zur Selbstdarstellung bietet, ohne dass der Fotograf inszenierend eingreift. Während die afrikanischen Huli bewaffnet und mit kriegerischer Bemalung posieren, zeigen sich die Angehörigen der Xingu, die im brasilianischen Regenwald leben, von ganz anderer Seite: Ein junger Mann hält einen Papagei auf der Hand, und zwei Ringer verharren in seltsamer Kampfstellung.

Weitere Bilder zeigen Stammesmitglieder der Massai und Navajo, Hindus, Beduinen und Inuits. Einige der zwischen 1988 und 2000 entstandenen Arbeiten irritieren jedoch im ersten Moment: ein Motorradpolizist, ein ölverschmierter Arbeiter, ein Taubenzüchter oder die Kellnerin aus einem kalifornischen Diner. Dabei folgt diese Auswahl nur dem gleichberechtigenden Blick Laverys.

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Peter Lavery: Of Humankind 

144 Seiten mit 65 Quadroplex-Tafeln, gebunden.
Hamburg: Kruse Verlag 2000.