Magazin #15

Revue im Revier

Vor zehn Jahren hatten sie ihr Debüt – in diesem Herbst finden die Internationalen Fototage Herten zum sechsten Mal statt und gehören längst zu den großen Foto-Festivals.


Die Bilder zu den Menschen zu bringen – das ist erklärtes Ziel der Fototage. Mit einer breiten Palette von Ausstellungen, Workshops, Symposien, Vorträgen und Events setzen das BildForum sowie die Firma Agfa und die Stadt Herten als Mitorganisatoren die erfolgreiche Festival-Tradition vom 27. September bis 21. Oktober fort.

Der geografische Themenschwerpunkt des Programms ist in diesem Jahr Europa gewidmet. Unter dem Motto Visions of Europe – young contemporary european photography formulieren europäische Kuratoren ihre persönlichen Positionen zur jungen Fotografie in ihrem Land. Teil dieses Zyklus ist die Sammelausstellung Denk ich an Deutschland in der Nacht …, in der sich junge deutsche Fotografen kritisch mit bundesdeutscher Wirklichkeit auseinander setzen.

Europa ist denn auch der schlichte Titel eines opulenten Bilderbogens über das Europa Karls des Fünften, den Carl de Keyzer geschaffen hat. goEurope: the kaleidoscopic eye beleuchtet das Grundthema in gänzlich anderen künstlerischen wie kulturellen Sichtweisen und Perspektiven: Fotografen aus dreiunddreißig europäischen Nationen repräsentieren mit ihren Arbeiten das jeweilige Land – eine Tour d’Horizon durch Themen, Stilarten und Techniken zeitgenössischer europäischer Fotografie und ein Spiegel kultureller Vielfalt.

Fester Bestandteil des Festivals ist die Verleihung des von Agfa und dem BildForum ausgeschriebenen Internationalen Preises für jungen Bildjournalismus, der 2001 an Naomi Harris (USA) und Ulrik Jantzen (Dänemark) geht. Dazu wird eine umfangreiche Retrospektive mit Arbeiten der Preisträger von 1991 – 2001 gezeigt. Die »Jahrhundertausstellung« ist diesmal der koreanischen Fotografie gewidmet: The Century of Korean Photography – Bilder aus dem Land der Morgenstille.

Daneben gibt es u. a. eine Ausstellung von Roger F. Ballen (Südafrika), der in seinem Projekt Outland virtuose Bildinszenierungen mit behinderten Menschen zeigt, oder Joan Barkers Blick auf den »american dream« mit Bürgern in Waffen. Und die 68er Jahre in Deutschland – der Geist und der Aufbruchwillen einer Generation – werden dem Betrachter in dpa-Pressebildern aus jener Zeit näher gebracht. Die Retrospektive ZeitBlicke schließlich präsentiert ausgewählte Arbeiten von Fotodesignern aus dreißig Jahren Werbefotografie. Insgesamt werden in Herten etwa fünfzig Ausstellungen ein weit gespanntes Bild zeitgenössischer Fotografie zeigen.

Wie üblich bietet die BildForum-Akademie wieder ein breit gefächertes und anspruchsvolles Workshop- und Seminarprogramm mit prominenten Referenten an. Als Abrundung des Hertener Veranstaltungsangebotes wird ein Gesprächskreis mit hochkarätigen Experten zum Thema »Bild und Wahrnehmung« durchgeführt.

Zeitgleich mit den Internationalen Fototagen startet am 27. September 2001 – ebenfalls initiiert vom BildForum – zum zweiten Mal der »Monat der Fotografie im Ruhrgebiet«, an dem sich die wichtigen Museen und kulturellen Einrichtungen der Region mit Fotoausstellungen beteiligen.