Magazin #29

Vernünftige Lösung 

Der Stern geht neue Wege. Nebenbei ist ein neues Honorarmodell entstanden, das Andreas Trampe, Leiter der Stern Bildredaktion, entwickelt hat

Text – Manfred Scharnberg

Eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte zuerst: Die Auflage des Stern ist schon länger unter 1 Million verkaufte Exemplare gesunken. Das Magazin hat im dritten Quartal 2009 eine IVW Auflage von 949546 Exemplaren gemeldet. Sie liegt also unterhalb der magischen Grenze von einer Million, bei der die MFM die Honorargrenze zieht. Die Honorarempfehlungen der Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing listet bei über eine Million Auflage für das einseitige Foto 410 Euro auf – unter eine Million sind es nur noch 350 Euro. Dazu kommt:  »Aufgrund der Wirtschaftskrise brechen seit 2008 in der gesamten Verlagsbranche die Anzeigenerlöse massiv weg«, erklärt Andreas Trampe, Leiter der Stern Bildredaktion. »Daher müssten wir jetzt eigentlich unsere Fotohonorare um etwa 15 Prozent senken«, folgert er. Doch sogleich folgt ein »Aber« – und das ist die gute Nachricht. Doch der Reihe nach.

»Alles Jammern und Klagen über die Lage ist zwar berechtigt, bringt uns aber nicht weiter«, meint Trampe. »Wir überlegen, was wir Neues entwickeln, wie wir bestehende Produkte weiter entwickeln können.« Dabei möchte Gruner + Jahr in wenigen Monaten den Stern auch elektronisch als e-Stern herausbringen. »Es wird ein Angebot, das den Stern mit allen Artikeln und Fotos umsetzt«, erklärt Andreas Trampe. Und dafür hat der Leiter der Bildredaktion folgende Honorarlösung entwickelt:

»Wir bekommen von den Fotografen und Agenturen die zusätzlichen Nutzungsrechte für den e-Stern im Rahmen unserer bisher vereinbarten Honorarsätze – sprich ohne Aufpreis.«

»Solange die Auflage beider Produkte unter eine Million liegt, ändert sich nichts am jetzigen Prozedere«, erklärt er. Und wenn der e-Stern gut ankommt? »Sowie es uns gelingt mit e-Stern und Printversion zusammen wieder über eine Million Exemplare zu verkaufen, heißt es für uns: Wir erhöhen die Honorare um acht Prozent und werden alle, die mit ihren Bildern zum Erfolg beitragen, auch am Erfolg beteiligen«, verspricht Trampe. Das soll nicht nur für die Anstrichhonorare gelten, sondern auch für Tagessätze bei Aufträgen.

Es sei kein vages Versprechen, betont er. Über ein Update des Fotografenvertrages von 2003 wurden bereits alle Fotografen schriftlich informiert. Darin wird nicht nur die aktuelle Honorarliste vereinbart, sondern auch die Acht-Prozent-Erhöhung für den Fall, dass Stern und e-Stern wieder über eine Million Auflage klettern. »Das ist uns wichtig, damit unsere Partner sehen können, wie sich die Zusammenarbeit in Zukunft auswirkt. Es geht darum, klar zu machen, dass es kein Trick ist, sondern wir es wirklich ernst meinen«, hebt Trampe hervor.

Die Stern-Mannschaft hofft, dass das neue, kostenpflichtige Format gut ankommt und neue Leser anspricht. Bei der Umsetzung von der Print- in die elektronische Version werde es manchmal nötig sein, das Layout etwas anzupassen, wobei es aber in der Regel nicht mehr Fotos werden, als in der Printausgabe, versichert der Bildredaktionsleiter. »Und wenn wir mehr Bilder veröffentlichen, werden wir diese natürlich auch zusätzlich honorieren.«

Andreas Trampe beschreibt das Dilemma, in dem er sich als Architekt des Honorarmodells befand: »Es herrscht die paradoxe Situation, dass wir eigentlich die Honorare kürzen müssten, statt sie zu erhöhen. Aber wir wissen natürlich, dass den Fotografen das Thema ›Honorare‹ extrem unter den Nägeln brennt. Denn die sind schließlich in der ganzen Branche seit Jahren nicht erhöht worden. Honorarerhöhungen sind aber unter dem derzeitigen Kostendruck in den Verlagen weder zu vermitteln, noch zu realisieren.

Der eine oder andere hier im Haus ist der Meinung, dass man die zusätzlichen Rechte umsonst bekommen müsste. Und wahrscheinlich wird es auch Fotografen geben, die nicht ganz glücklich mit der Regelung sind«, sagt Andreas Trampe, »mir kam es darauf an, eine Balance zwischen beiden Interessen zu finden. Das leistet die vorgeschlagene Regelung – es ist eine wirklich vernünftige Lösung.« Auch der FREELENS Vorstand sieht darin einen fairen Kompromiss.