26. September - 31. Oktober 2008
Andrea Diefenbach

[spid] Aids in Odessa

26. September - 31. Oktober 2008
Zur Eröffnung der Ausstellung und Buchpräsentation mit Andrea Diefenbach am Donnerstag, 25. September 2008 sprach Prof. Roman Bezjak.

Andrea Diefenbachs Fotografien sind nicht zu trennen von der gesellschaftlichen Wirklichkeit in der Ukraine, von der sie mit großer Eindringlichkeit und Traurigkeit erzählen. Odessa, einst als Perle am Schwarzen Meer bekannte Hafenstadt, ist der Ausgangspunkt der Verbreitung von Aids in den Staaten der Sowjetunion. Mit schätzungsweise 160.000 Infizierten ist die Millionenstadt heute selbst am stärksten von der Ausbreitung der Immunschwächekrankheit betroffen. Diefenbach erzählt entlang von einzelnen Schicksalen vom Leben mit der Diagnose, vor allem aber vom Sterben an einer Krankheit, welche die Regierung gerade erst als Problem anzuerkennen beginnt.

Sergej.
Sergej. Foto: Andrea Diefenbach

Die Bilder zu »Aids in Odessa«, mit denen die Fotografin 2006 ihr Diplom an der Fachhochschule in Bielefeld gemacht hat, sind über einen Zeitraum von drei Monaten, in dem sie die Menschen begleitet und porträtiert hat, in Odessa entstanden. Das Ergebnis ihrer Sozialdokumentation sind intensive Porträts mit einem hohen Maß an Nähe und Intimität, jenseits des voyeuristischen Blicks auf das Leiden anderer. Diefenbach beleuchtet in ihren Fotografien wie auch in den Bild begleitenden Texten die Ursachen und die individuellen Biografien, in denen immer wieder von Drogen, Armut, Prostitution und einfach Unglück die Rede ist.

Luftballons erinnern an die an AIDS Verstorbenen.
Luftballons erinnern an die an AIDS Verstorbenen. Foto: Andrea Diefenbach

In ihren Fotografien spiegeln sich diese Erfahrungen in einer dichten Atmosphäre von Trostlosigkeit und Schmerz wieder. Doch gleichzeitig wohnt Diefenbachs Fotografien auch eine poetische und malerische Kraft inne, so dass ihnen neben ihrem hohen journalistischen Niveau ein allgemeingültiger Charakter anhaftet. »Wäre das meine Arbeit, würde ich mich freuen«, schreibt Boris Mikhailov im Vorwort zum gerade bei Hatje Cantz erschienen Buch »Aids in Odessa«. »Um so zu fotografieren, muss man diesen Schmerz mitfühlen – und das spürt man in jedem einzelnen Bild.«