Schwerpunktthema
Basiswissen Allgemein II

Als Fotograf eine Social-Media-Strategie entwickeln

TEXT – SUSANNE KRIEG

Social-Media-Marketing kann zum wahren Zeitfresser werden. Doch wenn ihr strategisch vorgeht und genau wisst, was ihr wollt, könnt ihr das Ganze effizienter gestalten.

Wer die sozialen Medien als Marketinginstrument nutzen möchte, aber »nur mal eben irgendwie so auf Facebook und Instagram« unterwegs ist, hat meist schon verloren, bevor er richtig losgelegt hat. Was man braucht? Ein Konzept, einen guten Fokus und ein Ziel vor Augen. Dafür sollte man sich vorher etwas Zeit nehmen. Fangen wir an.

Das da oben ist Max Brockelmann.

Nie gehört? Macht nichts, Max haben wir uns nur ausgedacht. Er ist 39 Jahre alt und arbeitet als Fotograf, früher ausschließlich für Zeitungen und Magazine, inzwischen verlagert sich sein Geschäft mehr und mehr in den Corporate-Bereich. Da seine Kunden in letzter Zeit zunehmend auch Bildmaterial für ihre Social-Media-Auftritte anfragen, beschließt Max, sich endlich selbst etwas intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Darum wollen wir nun anhand der Person von Max exemplarisch aufzeigen, wie man als Fotograf eine Social-Media-Strategie entwickeln kann.

1. Schritt: Eine Bestandsaufnahme machen

Die »Ist-Analyse« von Max‘ derzeitigen Online-Präsenzen ergibt: Er hat nicht nur eine eigene Website, sondern ist auch auf Facebook – das aber eher privat, auch wenn er sich dort mit vielen Kollegen vernetzt. Instagram und Twitter nutzt er ab und an, weiß aber nie so recht, was er dort posten soll, auch weil er hin und her schwankt zwischen seiner Rolle als Privatperson und der als Fotograf.

Für Social Media empfiehlt es sich jedoch, Privatleben und Job zu trennen, d.h. eigene Profile für den professionellen Auftritt einzurichten. Doch bevor Max dies in Angriff nimmt, sollte er sich zunächst einmal Gedanken machen, welche Inhalte er überhaupt posten und was für Ziele er verfolgen möchte.

2. Schritt: Einen Fokus setzen

Social-Media-Profile funktionieren besser, wenn sie einen erkennbaren Fokus haben. Neue Besucher sollten schnell erfassen können, worum es geht. Das könnte ein bestimmtes Thema sein, aber auch ein einheitlicher Foto-Look bzw. Stil – in jedem Fall etwas, das euch Spaß macht und das ihr regelmäßig inhaltlich bestücken könnt.

Warum also nicht etwa die Chance ergreifen und mal etwas ganz Neues ausprobieren, z.B. auf Instagram konsequent mit dem iPhone fotografieren oder streng symmetrisch ausgerichtete Bilder schießen? Max für seinen Teil entschließt sich, sein Hobby mit seinem Social-Media-Experiment zu verquicken. Er ist Outdoor-Fan, möchte ohnehin wieder mehr Fotos von seinen Touren machen und diese nun einem Publikum präsentieren.

3. Schritt: Ein Ziel stecken

Vor allem ein klares Ziel vor Augen sorgt für Ordnung und Effektivität im Arbeitsalltag. Max muss nun identifizieren, wen er mit seinen Inhalten erreichen möchte und welches unternehmerische Motiv er hat. Er würde gern sein Portfolio erweitern und zeigen, was er auch im Outdoor-Bereich als Fotograf draufhat. So hofft er, ein paar neue Kunden zu gewinnen, z.B. Outdoor-Ausrüster, Outdoor-Magazine, Kataloge oder auch Reiseveranstalter.

Max‘ primäres Ziel ist zwar nicht, auf Teufel komm‘ raus »instafamous« zu werden, doch ist auch er gut beraten, sich relativ schnell eine gewisse Gefolgschaft innerhalb seiner Community aufzubauen. Illustration: FREELENS unter Verwendung von Vektordateien von Pure Solution/Fotolia
Max‘ primäres Ziel ist zwar nicht, auf Teufel komm‘ raus »instafamous« zu werden, doch ist auch er gut beraten, sich relativ schnell eine gewisse Gefolgschaft innerhalb seiner Community aufzubauen. Illustration: FREELENS unter Verwendung von Vektordateien von Pure Solution/Fotolia

4. Schritt: Zielgruppen identifizieren

Tatsächlich suchen immer mehr Unternehmen gezielt nach Fotografen, die innerhalb einer für sie interessanten Zielgruppe eine gewisse Reichweite aufgebaut haben. Denn die Bekanntheit macht diese Fotografen nebenbei zu praktischen Multiplikatoren für Werbung. So hat sich die Agentur Kor7 speziell auf reichweitenstarke Instagram-Fotografen spezialisiert, die sie für Reise-, Auto- oder Modefotos an Unternehmen vermittelt.

Max’ primäres Ziel ist zwar nicht, auf Teufel komm’ raus »instafamous« zu werden, doch ist auch er gut beraten, sich relativ schnell eine gewisse Gefolgschaft innerhalb seiner Outdoor-Community aufzubauen. Mithilfe sogenannter »Personas« stellt er sich hierfür zwei bis drei fiktive Personen vor, die er erreichen möchte, und überlegt, welche Bedürfnisse sie haben und wie er diese befriedigen könnte.

Folgende Fragen sollte er dabei beantworten:

> Wie heißt die Persona, welches Geschlecht hat sie?
> Was ist sie von Beruf?
> Wie alt ist sie?
> Wofür interessiert sie sich besonders?
> Auf welchen sozialen Kanälen ist sie unterwegs?
> Wonach sucht sie dort, welche Fragen stellt sie sich?
> Wie kann ich ihr helfen?

Für Max könnte z.B. eine Persona wie Robert Menzler relevant sein:

33 Jahre alt, Kundenberater in einer Münchener Werbefirma. Alpen-Fan. Wandert und klettert mit Zelt und Freunden. Postet selbst Tour-Bilder und Landschaftsaufnahmen auf Instagram und Facebook. Abonniert gern Facebook-Seiten von Outdoor-Ausrüstern oder -Magazinen und lässt sich speziell auf Instagram für Wanderungen und Equipment inspirieren. Ist an Fotografie-Tipps interessiert, primär um seine eigene Instagram-Galerie aufzupolieren. Feilt zudem an der perfekten Fotoausrüstung.

5. Schritt: Den Content S.M.A.R.T. planen

Achtung! Nun kommt eine Formel ins Spiel: S.M.A.R.T. Was sich hinter den fünf Buchstaben verbirgt?

S für spezifisch
Max sollte sich ein möglichst konkretes Ziel setzen. Um in der für ihn attraktiven Community Reichweite aufzubauen, will er auf zwei Kanäle zurückgreifen: Instagram und Facebook. Er beschließt,

  1. auf Instagram spektakuläre Aufnahmen seiner Bergtouren zu posten und mit Infos zu den Locations zu versehen;
  2. auf seiner Facebook-Seite Tipps für a) Equipment und b) die perfekte fotografische Inszenierung von Bergwelten zu geben;
  3. gelegentlich einen dieser Tipps in seinem inzwischen sehr vernachlässigten Blog genauer aufzugreifen.

 

M für measurable (messbar)
Ein Ziel sollte dabei immer messbar formuliert werden. Im Falle von Max könnte das so lauten: An den kommenden drei Wochenenden plant Max, auf drei verschiedenen Touren einen Vorrat an Landschaftsaufnahmen zu schießen. Diese wird er in den folgenden vier Monaten dreimal wöchentlich auf Instagram posten. Jede Woche wird er abwechselnd zu jeweils einem der Bilder einen kurzen Fototipp oder eine Empfehlung für Equipment auf seine Facebook-Seite stellen. Einmal im Monat schreibt er einen artverwandten Blogeintrag.

A für attainable (erreichbar)
Die Rahmenbedingungen seines Zieles dürfen Max nicht überfordern und müssen machbar sein.

R für relevant
Das gesteckte Ziel muss auf die gesamte Social-Media-Strategie passen – was sie im Falle von Max tut, der in der Outdoor-Branche Fuß fassen möchte.

T für time-bound (terminierbar)
Schließlich sollte das Ziel auch mit einem Enddatum versehen sein, damit es zu diesem Zeitpunkt gemessen werden kann. Max hat sich eine »Deadline« von vier Monaten gesetzt, in denen er 36 Fotos auf Instagram und 12 Tipps auf Facebook posten sowie vier Blogbeiträge verfassen will.

Noch ein paar Worte zum Zeitaufwand

Wieviel Zeit man in seine Social-Media-Aktivitäten investieren muss, hängt immer davon ab, wie viele und vor allem welche Kanäle man bespielt. Laut einer im Netz kursierenden groben, aber gar nicht so unrealistischen Orientierungshilfe fällt der Zeitaufwand im Schnitt folgendermaßen aus:

> 3–5 Std./Woche für das Produzieren und Vorbereiten eigener Inhalte (bei Max heißt das: Fotos machen, bearbeiten, Texte für den Blog schreiben)

> 20 Min./Tag für das Posten der Inhalte auf den Plattformen (heißt: z.B. Hashtags recherchieren, kurze Texte für Instagram und Facebook formulieren)

> 15 Min./Tag, um Unterhaltungen der Zielgruppe auf Netzwerken zu verfolgen und auf dem Laufenden zu bleiben

> 30 Min./Tag, um aktiv an Unterhaltungen teilzunehmen (z.B. Likes verteilen, Beiträge Anderer kommentieren)

Es ist dabei ratsam, das Erstellen von Social-Media-Inhalten systematisch in den Alltag zu integrieren und dafür z.B. etwas Zeit an einem bestimmten Wochentag zu reservieren oder immer zur gleichen Zeit am Morgen bevor man mit der eigentlichen Arbeit startet. Nach Möglichkeit sollte man auch auf »Vorrat« arbeiten. Das entlastet im Alltag und gibt das gute Gefühl, etwas auf Lager zu haben. Und zum Glück gibt es außerdem einige praktische Helferlein, mit denen man das Posten seiner Beiträge zeitsparend automatisieren kann. Doch diese werden Thema der nächsten Woche sein. Bleibt dran!


Susanne Krieg
Journalistin mit einer Leidenschaft für multimediale Inhalte. Nach über zehn Jahren als GEO-Redakteurin arbeitet die inzwischen zertifizierte Social-Media-Managerin als Texterin und Dozentin für crossmediale Themen.
www.susanne-krieg.de