Ausstellung
Andrey Alexander

Die zwei Leben des Pergamonaltars

11. Oktober 2017 - 9. Februar 2018

Im Münchner Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke präsentiert der russische Fotograf, Künstler und Pantomime Andrey Alexander seine künstlerische Fotorekonstruktion des Großen Frieses des berühmten Pergamonaltars erstmals in Deutschland. Mit den Arbeiten daran begannen er und Angelika Gebhard bereits im Jahr 2010. In einem aufwendigen Puzzle wurde der Ostfries in Originalgröße zu neuem Leben erweckt. Er ist über 30 Meter lang, 3 Meter hoch und gedruckt auf 34 Platten, die jetzt den großen Lichthof des Museums schmücken.

Im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen wurde aus »Das zweite Leben des Pergamonaltars« nun »Die zwei Leben des Pergamonaltars«. Denn die Präsentation beinhaltet nicht ausschließlich das künstlerische Werk Andrey Alexanders, sondern schließt auch das ›erste‹ Leben des Pergamonaltars ein. Dazu zeigt das Museum diejenigen Reliefs des Altars, die in der Sammlung vorhanden sind, wie auch viele andere hellenistische Werke aus dem antiken Pergamon.

Apollogruppe des Pergamonaltars (Ostfries) – Originalzustand. Foto: Andrey Alexander

Andrey Alexander versteht seine Wiederherstellung des Pergamonaltars als »fiktive, künstlerisch inspirierte Rekonstruktion des Originals«. Dabei leitet ihn als Pantomime die Frage nach der Transformation von Körpern, sodass die Beschäftigung mit dem Pergamonaltar für ihn eine logische Fortsetzung seiner ursprünglichen Profession darstellt: »Um den Stein zu verstehen, muss ich ein Stein werden. Ich versetze mich an seine Stelle. Das ist nicht so schwierig, denn ich spiele auf der Bühne nicht nur Menschen, Götter und Helden, sondern sogar Bäume, Tiere und Roboter. […] Als Pantomime spiele ich Michelangelo, den Meister, und den marmornen David.«

Apollogruppe mit noch teilweise sichtbaren inkludierten Fotos (Entstehungsprozess der Rekonstruktion). Foto: Andrey Alexander

Aus dieser Herangehensweise sind nicht nur ein neuer, eigenständiger Fries, sondern in der Vorarbeit auch tausende Skizzen und Fotografien entstanden. Diese zeigen die Annäherung an das Original über verschiedene Modelle und nachgestellte sowie frei entworfene Szenen. Für den Besucher werden Zeus, Alkyoneus und andere lebendig, indem Schauspieler und Athleten den Protagonisten des Frieses ihre Körper leihen. Andere verhelfen durch ihre Posen verlorenen oder nur teilweise erhaltenen Figuren zu neuer Gestalt. In diesem Sinne sind die Vorarbeiten ein unverzichtbarer Teil des Gesamtkunstwerkes, um die doppelte Transformation der Körper – vom Stein zum Leben und vom Leben zum Stein – nachvollziehen zu können.

Finale Version der fotorestaurierten Apollogruppe des Pergamonaltars (Ostfries). Foto: Andrey Alexander

Beide Teile der Ausstellung – das wissenschaftlich-archäologische wie auch das künstlerisch-moderne Element – wollen mit der Phantasie des Betrachters spielen: Die Arbeit von Andrey Alexander stellt eine Form der Rekonstruktion dar und zeigt die Verwandlungsfähigkeit von Körpern. Der archäologische Teil lädt den Besucher ein, sich auf die Antike einzulassen und aus dem Verständnis von Fragmenten Inspiration und Anregungen zu gewinnen.

Die Öffnungszeiten und Termine für die themenspezifischen Führungen sowie das spezielle Programm zur Ausstellung anlässlich der langen Nacht der Münchner Museen am 14. Oktober 2017 finden sich auf der Website des Museums: http://www.abgussmuseum.de

Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke
Haus der Kulturinstitute
Katharina-von-Bora-Straße 10
80333 München

Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr
Donnerstag 10 bis 20 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen geschlossen
Der Eintritt ist frei