16. Februar bis 26. März 2017
Ausstellung in der GAF Hannover

Flucht

16. Februar - 26. März 2017

In den letzten Jahren hat wohl kein Thema Europa so sehr beschäftigt wie die Flüchtlingskrise. Hunderttausende flohen vor Krieg, Verfolgung, Unterdrückung und Elend. Sie kamen aus Ländern Afrikas, aus Syrien, Afghanistan, Irak, Iran und Pakistan. Auf ihrem langen Weg nahmen sie Strapazen, Demütigungen und Ungewissheit in Kauf. Nicht selten riskierten sie gar ihr Leben.

Die von Bundeskanzlerin Merkel ausgerufene Willkommenskultur führte in Deutschland zu einem Ansturm der Asylsuchenden, während gerade die EU-
Länder Osteuropas den Geflüchteten den Aufenthalt größtenteils verweigerten. Seit die Türkei im Gegenzug für viel Geld und das Schweigen Europas zu dem drastischen Demokratieabbau Erdogans die Flucht über die Balkanroute fast unmöglich macht, gehen die Zahlen der Geflüchteten zurück.

Eine geflüchtete syrische Kurdin überquert mit dem wenigen, was sie in der Eile des Aufbruchs retten konnte, die Grenze zur Türkei bei Suruc, 27. September 2014.
Eine geflüchtete syrische Kurdin überquert mit dem wenigen, was sie in der Eile des Aufbruchs retten konnte, die Grenze zur Türkei bei Suruc, 27. September 2014. Foto: Emin Özmen

In der Ausstellung »Flucht« widmen sich vier  Fotografen in ihren Serien und Reportagen dem Schicksal von Menschen auf der Flucht. Der türkische Fotograf Emin Özmen, 32, zeigt in seiner schwarzweißen Serie »Limbo« – in der Theologie der Begriff für die Vorhölle – den Alltag der Geflüchteten auf ihrem Weg von Syrien oder dem Irak über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Kroatien, Ungarn, Österreich bis nach Deutschland. Özmens Fotos wurden in zahlreichen Magazinen und Zeitschriften veröffentlicht, darunter Time Magazine, The New York Times, Der Spiegel, Guardian, Le Monde Magazine und Paris Match. Mit seinen Fotos gewann er zweimal den World Press Photo Award.

Open-Air-Kino für die Kinder der 14.000 Geflüchteten, die in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze auf eine baldige Grenzöffnung hoffen, 5. März 2016.
Open-Air-Kino für die Kinder der 14.000 Geflüchteten, die in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze auf eine baldige Grenzöffnung hoffen, 5. März 2016. Foto: Ali Nouraldin

Die Flüchtlingskatastrophe mit ihren dramatischen Szenen hat einige Orte europaweit in den Mittelpunkt der Nachrichten gerückt, die wir zuvor kaum wahrgenommen haben: Idomeni (Griechenland), Melilla (Spanien), Lampedusa (Italien), Lesbos (Griechenland), Szeged (Ungarn), Traiskirchen (Österreich). In Idomeni, einem an sich bedeutungslosen Kaff an der Grenze zu Mazedonien, wurden über 12.000 Geflüchtete, vor allem aus Syrien, auf ihrem Weg nach Deutschland aufgehalten und mussten dort unter unbeschreiblich schlechten Bedingungen viele Tage lang ausharren. Der Fotograf Ali Nouraldin, 31, der aus dem Gaza-Streifen kommt und momentan in Köln lebt, hat sie auf dieser Station ihrer wochenlangen Flucht fotografiert. Ali Nouraldin hat Journalismus an der Al-Azhar University in Gaza studiert und wird vertreten von der deutschen Fotoagentur laif. Mit einem Bild von Kindern, die in Idomeni unter freiem Himmel einen Film ansehen und für einen Moment die Lagerrealität vergessen, hat er 2016 den 2. Preis des Unicef Foto des Jahres gewonnen.

Der ehemalige Flughafen Tempelhof in Berlin wird Deutschlands größte Notunterkunft für Geflüchtete, Berlin, 2. Februar 2016.
Der ehemalige Flughafen Tempelhof in Berlin wird Deutschlands größte Notunterkunft für Geflüchtete, Berlin, 2. Februar 2016. Foto: Gordon Welters/laif

Wie kaum ein deutscher Fotograf hat FREELENS Mitglied Gordon Welters über einen langen Zeitraum fotografisch dokumentiert, wie sich die Willkommenskultur für die Geflüchteten in unserem Land auswirkt. Das reicht vom völlig überforderten Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Berlin Moabit – der zentralen Berliner Aufnahmestelle – über das Kirchenasyl, das die Gemeinde der Hamburger St. Pauli Kirche Geflüchteten gewährt hat, bis hin zu Unterkünften überall in Deutschland und den Anfängen eines normalen Lebens in einem fremden Land, das den Kindern noch am schnellsten gelingt. Gordon Welters ist für seine Arbeit häufig ausgezeichnet worden, und neben zahlreichen deutschen Medien arbeitet er u.a. für Aftenposten, de Volkskrant, International Herald Tribune, The Globe and Mail, The Guardian, The New York Times, The Times und The Washington Post. Von seinen in der GAF ausgestellten Fotos sind einige gerade in der Ausstellung »Insecurities: Tracing Displacement and Shelter« des Museum of Modern Art in New York zu sehen.

Die Fußballmannschaft »Mandela Team« vom SV Yurdumspor besteht nur aus Geflüchteten und spielt in der 4. Kreisklasse, Lehrte bei Hannover, 29. Mai 2016.
Die Fußballmannschaft »Mandela Team« vom SV Yurdumspor besteht nur aus Geflüchteten und spielt in der 4. Kreisklasse, Lehrte bei Hannover, 29. Mai 2016. Foto: Ole Spata

Der erst 24-jährige hannoversche Fotostudent Ole Spata hat die kleine Reportage über das Mandela Team des SV Yurdumspor  fotografiert. Die Fußballmannschaft, die nur aus Geflüchteten besteht, spielt regulär in der 4. Kreisklasse. Was der SV Yurdumspor hier leistet, ist aber längst mehr als nur sportliche Beschäftigungstherapie für die teilweise traumatisierten Menschen. Mitglieder des Clubs und Freunde organisieren Möbel, übersetzen Briefe an Behörden, begleiten die Spieler beim Arztbesuch oder helfen erfolgreich bei der Jobsuche. Auch eine eigene Fahrradwerkstatt haben sie mit den Geflüchteten aufgebaut. Die Geschichte des Teams Mandela ist eine Geschichte realer Willkommenskultur und darum so beispielhaft.

Galerie für Fotografie in Hannover (GAF)
Seilerstraße 15d
30171 Hannover
gafeisfabrik.de

Öffnungszeiten
Donnerstag bis Sonntag 12 bis 18 Uhr
Der Eintritt ist frei.