Ausstellung
Jo Röttger

»Quer zum Strom« in der GAF

31. August - 8. Oktober 2017

»Quer zum Strom« lautet der Titel der Ausstellung des Hamburger Fotografen Jo Röttger nicht nur deshalb, weil eine seiner Landschaftsserien so heißt. Für die hat er zwei Jahre lang immer wieder von einem Standpunkt in Blankenese aus quer zum Strom über die Elbe hinweg in Richtung Finkenwerder fotografiert. In seinen Bildern schippert gut ein Jahrhundert Schifffahrtsgeschichte an einem vorbei und so ziemlich alle Schiffstypen, die je eine Werft verlassen haben. Das allein ist schon faszinierend – aber einfach überwältigend ist die unentwegte Metamorphose des Flusses. Wetter und Jahreszeiten machen ihn zu einem Chamäleon, das, je nach Gemütszustand, sein Aussehen verändert.

Aus der Arbeit »Wilson’s World«. Foto: Jo Röttger

»Quer zum Strom« charakterisiert aber auch den Fotografen. Jo Röttger, 1954 geboren, hat bei Prof. Ulrich Mack in Dortmund studiert und wurde danach Vertragsfotograf des ZEITmagazins. Über Jahre hinweg prägte er dessen fotografisches Erscheinungsbild ebenso wie das des legendären Gruner+Jahr-Magazins Sports. Auch seine inszenierten Porträts für das Manager Magazin sorgten für Aufsehen und weckten das Interesse von Unternehmen. Als die Printmedien langsam den Weg in die Krise antraten, kam Röttger dieses Interesse gerade recht, ebnete es ihm doch den Weg zu neuen Aufträgen.

Doch der fotografische Querkopf und Überzeugungstäter fotografierte neben Auftragsarbeiten immer wieder seine eigenen Themen, unabhängig davon, ob ein Unternehmen, ein Verleger oder eine Redaktion daran Interesse signalisierte. Und Röttger wechselte dabei auch immer wieder mal die fotografischen Genres. So entstanden das Buch »Wilsons World« über den legendären Theatermacher Robert Wilson, die Serie »Quer zum Strom« und das Buch »Landscapes & Memory«.

Aus der Arbeit »Landscapes & Memory«. Foto: Jo Röttger

In großformatigen Tableaus hat Jo Röttger für »Landscapes & Memory« die Bundeswehr bei Übungen und Manövern und bei ihrem Einsatz in Afghanistan fotografiert. Tatsächlich stellen sich bei Betrachtung der Bilder – und das war die Absicht des Fotografen – Parallelen zur Malerei der Romantik ein. Wo bei Caspar David Friedrich der Schäfer oder Wanderer das menschliche Zentrum seiner Gemälde bildet, sind es bei Röttger Soldaten in Uniform und Tarnverkleidungen, eingebettet in weite Landschaften und abgebildet in einer fotografischen Präzision, wie sie nur eine 5×8-Inch-Großformatkamera vom Schlage seiner hölzernen Deardorff liefert. Klein und fremd wirken die Soldaten in diesen Szenarien, als gehörten sie da eigentlich nicht hin.

Zu sehen sind in der GAF die Elblandschaften, Wilsons texanische Heimat aus »Wilsons World« und Landschaftstableaus aus »Landscapes & Memory«. Ein wenig aus dem Rahmen fallen die sehr persönlichen Bilder von Andrzej Wirth. Jo Röttger begleitete den neunzigjährigen Freund, der den Text zu seinem Wilson-Buch schrieb, nach South Carolina auf eine sentimentale Reise in die Vergangenheit. In diesen Fotos Röttgers mischen sich Porträt- und Landschaftsfotografie.

Andrzej Wirth, polnisch-deutscher Theaterwissenschaftler, Theaterkritiker und Hochschullehrer. Foto: Jo Röttger

Jo Röttger
Quer zum Strom
31. August bis 8. Oktober 2017
Vernissage am 30. August 2017 um 19 Uhr.

Galerie für Fotografie in Hannover (GAF)
Seilerstraße 15d, 30171 Hannover
www.gafeisfabrik.de

Öffnungszeiten:
Donnerstag bis Sonntag: 12 bis 18 Uhr