Les Gitans de St. Jacques

Jesco Denzels Schwarzweiß-Fotografien zeigen den Alltag der Gitans, die im Viertel St. Jacques im Herzen der südfranzösischen Stadt Perpignan leben. Seit 2004 hat der Fotograf sie regelmäßig besucht und das Leben im Viertel porträtiert, bis er dort jede Ecke und viele Gesichter kannte und sogar zu Familienfeiern eingeladen wurde.

Die Gitans von St. Jacques sind vor allem Nachfahren spanischer Kalé und damit Roma, die im Laufe des 19. Jahrhunderts ins französische Katalonien auswanderten. Heute bilden sie mit rund 8.000 Bewohnern die größte und einzige innerstädtische Gitans-Gemeinde Frankreichs. Während in anderen Städten größere Siedlungen sesshafter Roma an den Stadtrand gedrängt wurden, ist in den engen Gassen von St. Jacques eine lebendige Stadt in der Stadt entstanden. Hier zählen Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl und vor allem die Fähigkeit, sich irgendwie durchzuschlagen.

Jesco Denzel verbindet in seiner Geschichte verschiedene Stile der Fotografie: Viele Aufnahmen scheinen en passant entstanden zu sein und in der Tradition der Street-Photography zu stehen; andere folgen den Regeln der Reportagefotografie und erzählen Geschichten, wie die von der Spannung und Freude des Gewinners eines Hahnenkampfes oder die des jungen Brautpaars, das sich am Tag ihrer Hochzeit vor lauter Feierlichkeiten kaum zu sehen bekommt. Denzel kommt dabei so dicht an die einzelnen Personen heran, dass Porträts mit einem hohen Maß an Intensität und Intimität entstanden sind. Anders als die anderen Tausende von Bildjournalisten, die in Perpignan alljährlich zum größten Festival der Branche einfallen, ist Denzel nicht ein Fremder, der Fremde fotografiert. Er schafft es vielmehr, eine Innenansicht des Lebens der Gitans zu zeigen, ihrer Regeln und Zwänge, aber auch ihrer Freuden und Freiheiten.