Nothing Personal – The Back Office of War
Tag für Tag werden wir in den Medien konfrontiert mit Bildern von Krieg und Zerstörung. Während Regierungen auf der ganzen Welt immer mehr Waffen fordern, kann die Rüstungsindustrie mit der Nachfrage kaum Schritt halten. Eine gute Zeit für Waffenhändler*innen.
»Nothing Personal« zeigt das »back office« des Krieges, welches ironischerweise das genaue Gegenteil eines Schlachtfeldes offenbart, eine Art überdimensionierten Spielplatz für Erwachsene, gut gefüllt mit Wein, Canapés und frisch polierten Waffen aller Art.
Die wenigen hier sichtbaren toten Körper erweisen sich als computergenerierte Figuren auf den Bildschirmen einer enormen Zahl von Simulatoren. Bazookas und Maschinengewehre sind angeschlossen an Screens und Kriegshandlungen werden in einer künstlichen Umgebung vor einer Tribüne voller hochrangiger Gäste inszeniert. Normalsterblichen bleibt der Zutritt zu dieser geschlossenen Gesellschaft verwehrt, da solche Handelsmessen exklusiv für Industrievertreter*innen, Geschäftsleute, Politiker*innen, Militärs und wenige, meist industrieinterne Medienleute vorgesehen sind.
Die Unternehmen verwenden Slogans wie etwa »70 Jahre Friedensverteidigung« von der russischen Kalashnikov Group, deren berüchtigte Maschinengewehre für die vermutlich meisten Toten in den unzähligen Konflikten auf der Welt mitverantwortlich sind. Lockheed Martin, der größte Rüstungsproduzent der Welt, wirbt dagegen mit »Eine bessere Zukunft gestalten«. Es ist schwer vorstellbar, dass die Menschen in der Rüstungsindustrie tatsächlich an diese Dinge glauben.
Nikita Teryoshin verzichtet in seiner Serie bewusst auf das Zeigen der Gesichter der Anwesenden, die in den globalen Waffenhandel involviert sind. Es ist nicht seine Absicht, bestimmte Person zu präsentieren, sondern das System als Ganzes zu hinterfragen. Das Bild des anonymisierten Waffenhändlers darf als Metapher für ein zwielichtiges Geschäft verstanden werden, das sich in der Regel außerhalb des Fokus der Medien und Öffentlichkeit abspielt.
Mit freundlicher Unterstützung von Canon & Hahnemühle
Der Bildband »Nothing Personal - The Back Office of War« ISBN 978-3-00-077096-8, erscheint am 25. Januar 2024 in Deutschland bei »pupupublishing« mit Unterstützung der VG Bild-Kunst.
Nikita Teryoshin
Nikita Teryoshin, in St.Petersburg geboren und in Berlin lebend, bezeichnet er seine Genres als Street, Documentary & Everyday Horror und arbeitet neben seinen freien Projekten für deutsche und internationale Magazine. Seine Fotos wurden international ausgestellt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet (u.a. bei World Press Photo). In der FREELENS Galerie präsentiert er seine umfangreiche Arbeit »Nothing Personal«, für die er 18 sogenannte Verteidigungsmessen zwischen 2016 und 2023 in Polen, Weißrussland, Südkorea, Deutschland, Frankreich, Südafrika, China, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den USA, Peru, Russland, Vietnam und Indien besucht hat. Zur Ausstellungseröffnung wird erstmals die lang erwartete, umfangreiche Publikation präsentiert.
Die FREELENS Galerie
Wir geben der Fotografie einen Raum. Bereits 2004 wurde die FREELENS Galerie eröffnet, die mittlerweile ein fester Bestandteil des Hamburger Kulturlebens ist und viele einheimische und auswärtige Besucher*innen anzieht. Unser Kurator Peter Lindhorst präsentiert ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm, das vom aufstrebenden Nachwuchs bis zu international etablierten Fotograf*innen reicht. Der thematische Fokus liegt auf ungewöhnlichen bildjournalistischen und dokumentarischen Positionen. Die Eröffnungen in der Hamburger Neustadt haben sich als beliebter Treffpunkt der Fotoszene etabliert und bieten eine perfekte Gelegenheit, mit Fachleuten der Fotografie, Kolleg*innen und nicht zuletzt den ausstellenden Fotograf*innen selbst, ins Gespräch zu kommen.
Adresse:
FREELENS Galerie
Alter Steinweg 15
20459 Hamburg
Ansprechpartner:
Peter Lindhorst
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag von 11 bis 18 Uhr
Freitag von 11 bis 16 Uhr
Anfahrt:
S1 / S3 bis Haltestelle Stadthausbrücke